Wissenswertes über Kendo
Die Kendō-Grundlagen (Auszug aus www.wikipedia.de)
Innere Einstellung
Die innere Einstellung ist beim Kendō sehr wichtig und unterscheidet sich gravierend von anderen Arten des Budō, wie zum Beispiel dem Aikidō. Im Aikidō, wo die Energie des Gegners gegen ihn verwendet
wird, wartet man auf den Angriff des Gegners. Beim Kendō gibt es keine echten Verteidigungen. Wenn überhaupt, wird hier auf den Gegner ein geistiger Druck (Seme) ausgeübt und zum Schlagen
provoziert. Da dieser Schlag erwartet wird, kann eine Kontertechnik (Ōjiwaza) erfolgen. Ein anderer Ansatz des Angriffs sind die sog. Shikagewaza. Durch diese Techniken wird die Haltung des Gegners
gebrochen, damit dem eigenen Schlag nichts im Wege steht und auch keine Kontertechnik erfolgen kann.
Im Moment des Schlages darf nicht gezögert werden, da sonst der Schlag nicht mit voller Überzeugungskraft ausgeführt wird. Es ist nicht wichtig, ob man selber getroffen wird, sondern entscheidend ist
der eigene Schlag. Auch im Wettkampf (Shiai) sollte dies die richtige Einstellung sein, denn:
Wer verteidigt, verpasst die Gelegenheit zum Angriff!
Kakegoe
Eine Vokalisierung beim Kendo ist sehr wichtig. Bei Grundtechniken bei
denen auf die Trefferflächen beim Kendo gezielt wird, werden gewöhnlicherweise die Trefferflächen laut gerufen (z.B.: Kote!, Men!, Do!), um zu vermitteln, dass der Treffer kein Produkt des Zufalls
war, sondern mit voller Absicht und Überzeugung erzielt wurde. Eigentlich gibt es aber keine Vorschrift, die ein Kiai mit einem speziellen Wortruf vorschreibt und es wird auch im Wettkampf
normalerweise nicht gemacht. Dort sind es oft eher schrille Schreie, die der Einschüchterung des Gegners, sowie dem Aufbauen innerer Spannung dienen. Im Moment des Treffens ist jedoch immer ein Kiai
notwendig, um einen gültigen Treffer zu erzielen. (siehe unten ki-ken-tai-ichi).
Anders ist es bei der Kata. Dort sind bestimmte Schläge vorgeschrieben, die vom Shidachi mit „Ya!“, vom Uchidachi mit „To!“ zu begleiten sind.
Ki ken tai ichi
Ein wichtiger Aspekt des Kendō ist das ki-ken-tai-ichi ,die Einheit von Geist (symbolisiert durch das ki ai, den Schrei), Körper (symbolisiert durch das fumikomi-ashi, einen sprungähnlichen
Stampfschritt) und Schwert. Ein Schnitt/Treffer ist im Kendō nur dann gültig, wenn er mit Überzeugung ausgeführt wird und ki ai, fumikomi-ashi und Auftreffen des Shinai im selben Augenblick
stattfinden. Verallgemeinernd kann man sagen, dass beim Kendō „aus der Hüfte“ und nicht, wie oft fälschlich angenommen, hauptsächlich mit den Armen geschlagen wird.
Bei der Kata, dem Kirikaeshi und bei manchen Grundübungen wird statt dem Fumikomiashi auch Tsugiashi verwendet. Bei diesem gleitenden Schritt ist der entscheidende Moment der, bei dem die Zehen des
linken Fußes auf der Höhe des rechten Hacken zum stehen kommen.
Übungen und Grundtechniken
Suburi
Suburi sind Bewegungsübungen mit dem Shinai, die ohne Partner ausgeführt werden. Beim Kendō werden folgende Suburi in verschiedenen Variationen, manchmal auch einhändig (Katate), geübt:
• Jôgeburi (großer, weit ausgeholter Schlag bis auf Kniehöhe durchgezogen)
• Nanameburi (schräger, großer Schlag)
• Shōmen-uchi (großer, weit ausgeholter gerader Schlag auf Stirnhöhe)
• Sayūmen-uchi (schräger Schlag auf die Schläfe)
• Haya suburi oder Choyaku suburi (schnelle, gesprungene Suburi, von hayai - schnell oder chōyaku - springen)
• Koshi-Suburi ( breiter Stand mit Beugung der Kniegelenke bei graden Oberkörper)
• Yokomen-Uchi (Schlag über die Schulter mit weit ausholender Drehbewegung)
Fußarbeit
Die Fußarbeit (Ashi-Sabaki) ist ein wichtiger Bestandteil des Kendo. In der Grundstellung (Kamae) steht, in der Regel, der rechte Fuß vorne und der linke Fuß steht mit der großen Zehe auf Höhe der
rechten Ferse. Die linke Ferse ist leicht angehoben. Aus dieser Fußstellung erfolgen alle Schrittbewegungen:
1. Ayumi-Ashi: entspricht dem normalen
Gehen.
Rechter und linker Fuß werden abwechselnd vor gezogen.
2. Okuri-Ashi: Der Fuß, der in der Bewegungsrichtung vorne steht, wird als erstes gesetzt, der zweite zieht nach. Eine besondere Form des Okuri-Ashi ist der Stampfschritt (Fumikomi-Ashi). Bei dieser
Form wird der erste (rechte) Fuß mit einem kräftigen Stampfen Aufgesetzt. Dies geschieht gleichzeitig mit dem Treffer des Shinais und dem <Kiai. (Siehe:Ki-Ken-Tai-Ichi)
3. Hiraki-Ashi: ermöglicht das Ausweichen und stellt die korrekte Fußstellung wieder her.
4. Tsugi-Ashi: ermöglicht durch ein schnelles vorziehen des hinteren Fußes einen Angriff aus weitem Abstand (Toma). Es folgt ein Fumikomi-Ashi.
Partnerübungen
Neben Suburi und Übungen der richtigen Fußtechniken, sind diese Partnerübungen eine wichtige Grundlage des Kendotraining:
• Die Standardpartnerübung des Kendo, ist das Kirikaeshi.
• Beim Uchikomi wird der Partner wiederholt mit Grundtechniken, Okuri-Ashi und Fumikomi angegriffen.
Kihon-Waza
(Grundtechniken)
Die Grundtechniken beim Kendō nennt man Kihon-waza. Dazu zählen:
1. Shomen-Uchi - Der gerade Hieb zum Kopf (Men)
2. Kote-Uchi - Der Hieb zum rechten Handgelenk (Kote)
3. Do-Uchi - Der Hieb zur rechten Bauchseite (Do)
4. Tsuki - Der Stoß zur Kehle (Tsuki)
Kata
Nihon-Kendō-Kata
Neben dem Wettkampf und dem Training mit dem Shinai gibt es die Kata, der einzige Verwendungsbereich von Bokuto bzw. Katana im heutigen Kendō. Dies sind von 2 Personen ohne Rüstung
vorgeführte Techniken, die bestimmten zeremoniellen Formen, wie beispielsweise das An- und Abgrüßen, unterliegen. Alle von den beiden Personen zu machenden Aktionen sind fest in Art und Reihenfolge
festgeschrieben. Bei den Kata gibt es immer einen Lehrer (Uchidachi) und einen
Schüler (Shidachi). Der Lehrer führt grundsätzlich immer den ersten Schlag aus, der Schüler immer den letzten, der ihn zum „Sieger“ deklariert. Es kommt bei den Kata aber nicht auf das „Gewinnen“ an,
sondern auf eine möglichst saubere und flüssige Ausführung der Techniken. Daher sind Kata sehr nützlich zum Trainieren und Verfeinern der einzelnen Techniken, ähnlich dem Lektionieren beim
Fechten.
Die Nihon-Kendō-Kata wurde vor etwas über 100 Jahren aus den Formen verschiedener alter japanischer Fechtstile (Kenjutsu, Koryû) zusammengestellt und wird noch heute geübt. Besonderen Einfluss nahm
dabei die noch heute existierende Ono-ha-itto-ryu, deren Kata große Ähnlichkeiten bzw. Überschneidungen mit der Nihon-Kendō-Kata, da das moderne Kendo und auch die Kata vornehmlich von dieser
Ryu geprägt wurde.
Kihon-Kendō-Kata
Die Übungsmethode der Kendo-Grundtechniken mit dem Bokuto (jap. Bokuto ni yoru Kendo Kihon-waza Keiko-ho), kurz auch „Kihon-Kata“ genannt, vermittelt dem Kendoka grundsätzliche Prinzipien des Kampfes
mit einem Schwert und ergänzt so das Training mit dem Shinai. In neun Formen werden Grundtechniken vermittelt. Dabei wird wie in der Nihon-Kendo-Kata an- und abgegrüßt. Die Übenden werden
Motodachi und Kakarite genannt. Alle Formen werden in der Chudan-no-kamae ausgeführt. Nach der Ausführung der Technik wird Zanshin ausgeführt.
1. Kihon: Ippon-uchi-no-waza (sho-men, kote, do, tsuki)
2. Kihon: Ni-san-dan-no-waza
(kote-men)
3. Kihon: Harai-waza (Harai-men)
4. Kihon: Hiki-waza, Tsuba-zerai (Hiki-do)
5. Kihon: Nuki-waza (men-nuki-do)
6. Kihon: Suraiage-waza (kote-suriage-men)
7. Kihon: Debana-waza (debana-kote)
8. Kihon: Kaeshi-waza (men-kaeshi-do)
9. Kihon: Uchi-otoshi-waza (do-ushi-otoshi-men)
Die Kihon-Übungsformen gibt es erst seit
diesem
Jahrhundert und sie sind umstritten, da sie in Japan selber kaum praktiziert werden, aber im (nicht-japanischen) Ausland eingehend Anwendung finden.
Grade
Im Deutschen Kendobund (DKenB) gibt es sechs Schülerstufen (Kyu-Grade) beginnend mit dem 6. Kyû, als niedrigstem und endend mit dem 1. Kyû als höchstem Grad. Die Schülergrade werden durch eine
Prüfung erreicht.
Anschließend beginnen die eigentlichen Graduierungen (Dan-Grade). Die Zen Nihon Kendō Renmei kennt offiziell 10 Kyû-Grade und 10 Dan-Grade. Die Schülergrade werden in Japan hauptsächlich für die
Kinder verwendet, da man schon relativ jung mit Kendô beginnt.
Beim Kendō ist der 8. Dan (Hachidan) der höchste durch eine Prüfung zu erlangende Grad. Diese Prüfung wird zweimal pro Jahr in Japan abgehalten (Frühjahr und Herbst), und es bestehen weniger als 1%
der Teilnehmer. Der neunte und der zehnte Dan werden nicht mehr verliehen. Beide Grade waren bis zur Änderung der Zen Nihon Kendō Renmei Statuten nur durch Nominierung zu erreichen.
Weiterhin gibt es noch Ehrentitel (Shōgō), welche das besonders herauszuhebende Verständnis für Kendo bzw. die besonderen Verdienste und Leistungen eines Kenshi indizieren:
• Renshi (ab 6.Dan möglich) frühestens 1 Jahr nach der Prüfung zum 6. Dan.
• Kyōshi (ab 7.Dan möglich) frühestens 2 Jahre nach der Prüfung zum 7. Dan.
• Hanshi (ab 7. Dan bzw. 8. Dan möglich).
Die Mindestabstände zwischen den Prüfungen betragen nach der Prüfungsordnung des Deutschen Kendobund für Schülergrade jeweils ein halbes Jahr. Die Prüfung zum 1. Dan darf man ein Jahr nach der
letzten Prüfung ablegen. Alle weiteren Prüfungen erfordern eine Wartezeit vom aktuellen Dan-Grad in Jahren, wobei man die Wartezeit trainierend verbringen sollte, da man sonst die Prüfung nicht
bestehen wird.
Im Gegensatz zu anderen Budō-Disziplinen (Judō, Karate-dō etc.) ist die jeweilige Graduierung eines Kendōka nicht an der Kleidung erkennbar.
Stilarten
Neben dem klassischen Kendostil im Chudan-no-Kamae haben sich zwei Varianten etabliert
Jodan
Beim Jodan-Stil wird das Hidari Jodan-no-Kamae verwendet. Das Schwert ist dabei über dem Kopf erhoben, der Angriff erfolgt hierbei durch einen Fumikomi-ashi mit dem vorderen linken Fuß. Dadurch wird
eine große Angriffsreichweite erreicht. Zusätzlich greifen einige Kämpfer aus dieser Position gerne einhändig (Katate) an, um die Reichweite zusätzlich zu erhöhen.
Seltener gibt es auch Jodan-Kämpfer, die im normalen Kendostand stehen und von dort aus zum Migi Jodan-no-Kamae übergehen, dabei aber die Hand wechseln, so dass die linke Hand das Shinai vorne unter
der Tsuba greift. Dieser Jodan-Stil wird auch Gyaku-Jodan genannt.
Nito
Beim Nito-Stil wird mit zwei Schwertern gekämpft (nito = zwei Schwerter), d.h. wie in der Niten Ichiryū von Miyamoto Musashi benutzen sie ein kürzeres Lang- (Daito) und Kurzschwert (Shoto)
gleichzeitig. Das Kurzschwert wird dabei vor dem Körper gehalten und zur Ablenkung, Abwehr und zum Brechen des Kamae des Gegners benutzt, während das lange Shinai über den Kopf erhoben darauf wartet
so auf freigelegten Trefferstellen zu punkten. Das Shoto kann auch zu Ippons (Treffern) führen, wird aber außerhalb Japans meistens unwissentlich weitgehend nicht gewertet. Dabei ist es dem Kämpfer
überlassen, ob er das lange Shinai mit der linken oder der rechten Hand benutzt und in welchem drittel er den Tsuka des langen Shinai ergreift. Ebenfalls ist die Fußstellung dabei freigestellt. Es
gibt nur sehr wenige Kendoka, die diesen Stil anwenden.
Shiai: Der Wettkampf
Der Wettkampf stellt den wesentlichen Unterschied von Kendō zu den
traditionellen, japanischen Schwertstilen dar. Es gibt Meisterschaften auf allen Ebenen als Einzel- oder Mannschaftsmeisterschaften. Ein paar der bedeutendsten Meisterschaften sind:
• All Japanische Meisterschaft
• Japanische High-School Meisterschaft
• Japanische Universitätsmeisterschaft
• Weltmeisterschaft
• Europameisterschaft
Frauen haben getrennte Meisterschaften, aufgrund von Teilnehmermangel findet in Europa auf Länderebene nicht immer eine Trennung zwischen Männern und Frauen statt.
Literatur
• Kotaro Oshima, Kozo Ando: Kendo. Lehrbuch des japanischen Schwertkampfes. Berlin: Weinmann, 2003, ISBN 3-87892-037-7
• Hiroshi Ozawa: Kendo – The definitive Guide. (New York 1997), Kodansha International Ltd., ISBN 4-7700-2119-4
• Junzo Sasamori, Gordon Warner: Das ist Kendo ... die japanische Fechtkunst. (Berlin 2002), Weinmann, ISBN 3-87892-025-3
• Inoue, Yoshihiko: Kendo Kata: Essence and Application. Kendo World
Publications, 2003 ISBN 4-9901694-1-7